Lebendig bleiben
23. August 2020
Manchmal habe ich das Gefühl, wir stecken in einer Art Warteschleife.
Es gibt kaum Prognosen, die Stimmung ist eher grau eingefärbt und alle warten auf neue Vorgaben und Entwicklungen.
Wir sollten nicht auf andere warten, sondern selbst den ersten Schritt tun. Denn das fühlt sich gut und lebendig an.
Ich habe mich mit einer Vielzahl an Themen beschäftigt und mein Lebenskonzept überdacht. An und für sich ist es im Jetzt ganz in Ordnung. Nach der sieben wöchigen Pause durfte ich meine Praxis wieder aufsperren und das tun, was mit unendlich viel Freude bereitet. Meine Kinder sind in der Zwischenzeit erwachsen und auch wenn mir ihre heurigen runden Geburtstage im August (25 und 20 Jahre) Gedanken zum Älterwerden beschert haben, fühle ich mich in meinem Leben sehr wohl.
In meinem Alter stellt sich schon heraus was man mag und was nicht. Die Wünsche werden klarer und der Lebensrhythmus pendelt sich in einer wohligen Geschwindigkeit für Genuss und Lebensfreude ein.
Aber im Detail mache ich mir Gedanken zu meinem Beitrag die Welt doch noch retten zu können. Viele Themen haben mit dem Coronajahr den Punkt der Belastungsgrenze erreicht. Die Umwelt strauchelt, die Natur liegt auf der Intensivstation und die sozialen Umgänge haben eine Art erreicht, die ich sehr oft nicht nachvollziehen kann. Es ist eine Dynamik entstanden, die wie ein gefülltes Fass, kurz vor dem Überlaufen ist.
Wie kann ich in meiner kleinen Welt dazu beitragen, dass sich etwas zum Positiven verändert? Wer bin ich eigentlich ohne das, was ich arbeite, kaufe, unternehme und nach außen zeige? Habe ich im Laufe meines Lebens schon herausgefunden, wer ich bin und was ich leben möchte?
Viele Fragen stellten sich mir und im Laufe der letzten Wochen und Monate habe ich meine freien Momente daher als kleine Reisen zu mir selbst gesehen. In der Stille und auf kleinen Wanderungen in der nahen Natur sind kleine kreative Impulse gelandet und ich bin wieder mehr in die Aktivität und Umsetzung gegangen.
Ich habe begonnen meine eigenen Pflegeprodukte mit Zutaten aus der Natur zu rühren, unsere Putz- und Reinigungsmittel zu überdenken und den Einkauf unserer Lebensmittel noch bewusster zu gestalten. Der urbanen vernachlässigten Mülltrennung trotzend achte ich vehement auf das Trennen der einzelnen Stoffe und übe mich auch in diesem Bereich in Reduktion. Die Haare werden mit Naturseife gewaschen, die Hände ebenso und auch wenn zur Desinfektion die Anschaffung von Mitteln für die Praxis notwendig waren, so rühre ich bereits an einer für die Umwelt verträglicheren Möglichkeit.
Ich richte den Blick bewusst auf die Frage “Was brauche ich wirklich?”. Täglich neu und immer lauter werdend.
Als Genießerin bestärke ich mich mit der Wahl meiner Lebensmittel noch bewusster und erkenne, dass sich bereits viel zum Guten verändert hat. Ich kaufe kaum mehr in großen Supermärkten, gehe zu Bauern am Markt oder suche mir gute Quellen für Fleisch und Fisch. Mittlerweile ist ein kleines Netzwerk entstanden, mit dem ich mich gerne austausche und öfter Erntedank feiere als im Kalender steht.
Somit pflege ich meine körperlichen und seelischen Bedürfnisse um kraftvoll und gesund den Ereignissen zu begegnen.
Die Frage, wie ich morgen leben will, beschäftigt mich aktuell ganz besonders. Dass ich frei von unnötigem Ballast, im Einklang mit und in der Natur und eher reduziert und ruhig leben möchte, das weiß ich allerdings schon.
Zu erkennen, was uns wichtig ist und gut tut, und um Entscheidungen zu treffen, die zu uns passen, das gelingt uns tatsächlich in stürmischen Zeiten besser.
Vielleicht sollten wir manchmal unser eigenes herrliches Durcheinander das uns ausmacht umarmen und im Kleinen beginnen, Veränderungen umzusetzen, die uns in der Zukunft dankbar zurückblicken lassen.
In der Lebendigkeit und im Tun geraten auch die Sorgen in den Hintergrund und ein wohliges Gefühl des Gestaltendürfens hat sich eingestellt. Manchmal entstehen kleine Kunstwerke an Gedanken, die wieder positiv in die Zukunft blicken lassen. Nur Mut, es tut gut!