Einfach so sein.

26. Mai 2020

Neulich gelesen und geliked.

„Stell dir vor, es ist Krieg in den social medias zwischen den Verschwörern und den Anti-Verschwörern. Und keiner geht hin.“

Weil man Maske trägt (ich sehe das im Übrigen als keinen allzu schmerzhaften oder aufwendigen Akt, wäscht doch die Waschmaschine oder der Wasserkocher coronaclean) oder sich den vorgeschriebenen Anordnungen nicht widersetzt, zählt man zu den Lemmingen oder Duckmäus’chen der Gesellschaft. Weil man eher im Rückzug auf Bauchgefühl und Intuition hört und sich im Vertrauen übt, weitere Aktivitäten des kleinen Scheissers Corona, der global für mehr Aufruhr sorgt als je erahnt, abwartet, resigniert man und ordnet sich unter?
Weil man in sachlichen Informationen nicht gleich angstmachende oder am gesunden Menschenverstand zweifelnde Inhalte entdeckt, gehört man zu den Ich-mach-alles-mit-und-mucke-nicht-auf-Menschen, die sich unterordnen?

Welch‘ heftige Energien erleben wir derzeit. Mir gefällt das nicht. Wo ist nur der Respekt geblieben?

Nun, ich bin dankbar, derzeit ein Einkommen zu haben, KlientenInnen, die mir die Treue halten und die ich darin bestärke, so zu agieren, wie es ihr Gefühl flüstert und dann Maske zu tragen, wenn es die Intuition oder eine Vorschrift (natürlich darf man dazu eine Meinung haben oder Manches im Sinn der Sinnhaftigkeit fragend hinterfragen) vorgibt.
So unglaublich viele Menschen haben derzeit keinen Job, kein Einkommen und wissen nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen kann und wir beschäftigen uns mit dem neuen Hobby:  „Wie können wir uns so lange im Kreis drehen, dass uns ordentlich schwindelig wird und wir dann genau dort stehen bleiben, wo wir begonnen haben mit dem Kreisdrehen?“.

Es ist zum Haareraufen und Kopfschütteln und statt einem bescheidenen Dankbarsein, dass es uns in unserem Land relativ gut geht oder einem Innehalten und Reflektieren, wie gut wir im Vergleich zu Menschen, versorgt sind, deren Existenz nicht nur vernichtet ist sondern auch keine Perspektive hat, wird kritisiert, angeprangert und im Kreis gedreht, statt konstruktiv an einem neuen, gerechteren Miteinander mit Zusammenhalt und Respekt zu arbeiten.

Vielleicht brauchen wir noch einen Corona Zyklus um aufzuwachen und wirklich etwas zu verändern oder im Rückzug festzustellen, wie gut es uns geht, wie wenig zum guten Leben nötig ist und wie wichtig es wäre aus der Komfortzone auszubrechen und zu leben.

Elternsein zu leben bedeutet nun mal auch ein mit Anstrengung verbundenes Auseinandersetzen mit Themen, „Was gebe ich meinem Kind mit?“ oder ist es notwendig den Freizeitkalender des Kindes mit Beschäftigung zu (über-)füllen oder das Kind auch Kind sein zu lassen und (sofern möglich) Betreuungseinrichtungen eingeschränkter zu nützen und das Kind auch mal daheim zu lassen. Kindsein hat sich ebenso verändert wie Großsein. Seit Beginn der „Krise“, die ich nicht nur als Krise sehe, begegnen mir Menschen, die meinen: „Ach, so schlimm war das gar nicht. Der Rückzug hat mir gut getan. Endlich ist es ruhiger geworden.“ die Auszeit in Form der Beschränkungen habe sie entschleunigt.

Raus aus dem Hamsterrad des Alltags, hinein in einen neuen Rhythmus. Geschwindigkeit und Intensität wurden neu dosiert und das Bewusstsein lernte im Workshop „Weniger ist mehr“, das so wenig zum Glücklichsein nötig ist. Natürlich war es auch anstrengend und für viele Menschen mit dem Hintergrund der Existenzangst ein täglicher Weg zum Gipfel des Alltagsberges. Kleinkinder zu Hause, Home-Office dazu und keine Möglichkeit Unterstützung zu bekommen hat vielen Menschen, vor allem Alleinerzieherinnen und finanziell benachteiligten Gruppen Übermenschliches abverlangt.

Solange wir atmen und im Körper sind, so lange sollten wir uns weiter entwickeln, verändern und wachsen. Darum sind wir hier und ich bin sehr dankbar, dass mein Leben es beinhaltet, Menschen zu begleiten, zu unterstützen und ihnen zu helfen, zu wachsen, sich weiter zu entwickeln und zu verändern. Einfach sich selbst spüren und danach entscheiden und leben.

Halten wir fest: Es gibt kein Richtig. Es gibt kein Falsch.
Niemals zuvor gab es global eine derartige Verunsicherung wie heute.
ExpertenInnen sind sich ebenso uneinig wie mächtige Staatsspitzen und Regierungsebenen.
Es ist das Jahr ohne Gegenwart und ohne Zukunft.
Was heute gilt, kann morgen widerrufen werden.

Warum steht es dann Einzelnen zu eine einzig gültige Meinung zu vertreten?

Wieso darf man Ängste nicht mehr ansprechen ohne in die Schublade der Lemminge abgelegt zu werden? Warum darf man zum Thema Impfungen keinen klaren Standpunkt vertreten. Entweder man gehört zu den Impfgegnern oder zu den Befürwortern. Differenzierung gibt es keine. Das Miteinbeziehen alternativer Möglichkeiten zur Unterstützung des Immunsystems als Basis für ein besseres Aushalten des Impfstoffes wird nicht angedacht.
Intuitives Entscheiden basierend auf einer persönlichen, möglicherweise umfangreichen und nach jahrelanger Beobachtung oder Selbsterfahrung gewonnenen Informationsplattform zählen wenig. Entweder befürwortet man Impfungen oder man lehnt sie ab.
Wo sind die individuellen auf die jeweilige Konstitution abgestimmten Behandlungsansätze? Wo ein Zusammenwirken der Schulmedizin und der Alternativmedizin.

Aktuell gibt es einmal mehr ein Auseinanderklaffen der unterschiedlichen Zugänge ohne Einbezug aller Möglichkeiten für Prävention. Das Stärken des Immunsystems ist eine wichtige und richtige Möglichkeit einer möglichen Infektion vorzubeugen oder im Infektionsfall, die Krankheit besser zu verkraften.

Bevor diesbezüglich Lösungen angedacht werden, drehen sich die meisten Menschen, die seit Wochen Foren im Internet mit teils sehr emotionellen und wütenden Postings füllen oder in einer Form des „Steckengebliebenseins“ kein Weitergehen und Bewegen zeigen.
Der wirtschaftliche Stillstand, die vorgeschriebenen Betriebsschließungen während des Lock-Downs und die aktuell nicht greifbare Zeit der Erstarrung, trifft viele Menschen, ich bin keine Ausnahme, sehr hart.
Aber ich sehe in jeder kleinen Bewegung Möglichkeiten, kann selbst nur versuchen Schritte ins Vertrauen zu gehen und jeden einzelnen Tag so zu nehmen, wie er ist. Ich bleibe in Bewegung, höre auf mein Bauchgefühl und entscheide danach die Umsetzung alltäglicher Aufgaben.

Ich verbringe sehr wenig Zeit in Sozialen Medien und weigere mich mittlerweile die Postings in verschiedenen coronabedingt entstandenen Gruppen zu lesen. Zu aggressiv und zu wenig konstruktiv. Den Zugang, es müsse immer einen Schuldigen geben, vertrete ich ebenso wenig wie die Ansätze in der Vorverurteilung von Maßnahmen, die Einzug in unseren Alltag gefunden haben.

Auch wenn ich den ganzen Tag in der Praxis Maske trage, sehe ich darin keine allzu große Belastung. Ich wechsle sie nach jeder Sitzung, trage unterschiedliche Modelle und kann sie jederzeit desinfizieren.
Eine Krankenschwester arbeitet im Durchschnitt 12 Stunden mit ein und derselben Maske. Sie läuft praktisch die ganze Zeit mit einem angeschneuzten Taschentuch im Gesicht herum. Die körperlich oft schwere Tätigkeit in der Patientenpflege lässt sie schwitzen und über die Maske zu wenig Sauerstoff aufnehmen. Wo findet sich derzeit dieser Arbeitskreis mit diesen Arbeitsbedingungen in den Medien?

Viele Branchen, Menschen und Einzelschicksale leiden enorm an der aktuellen Situation. Aber viele Menschen haben nach wie vor ein geregeltes Einkommen, sind versichert und haben oft mehr als genug zum Leben.

Bescheidenheit und Respekt sind angebracht und der Appell an die Eigenverantwortung. Jede/r Einzelne kann einen Beitrag in ein achtsames und respektvolles Miteinander beitragen und einmal für sich selbst Alltag, Umgang und Arbeitsumfeld/-einstellung adaptieren und überdenken, ohne andere anzugreifen, die vielleicht eine andere Meinung haben.

Einfach so sein.
Dürfen wir das bitte?

Gabriella Erber