Bēi xǐ jiāo jí oder die Vermischung der Gefühle

13. Mai 2020

Derzeit besteht die Gefahr des Hängenbleibens.

Entweder in freudiger Euphorie der wieder gewonnenen Möglichkeiten oder in der Traurigkeit des Realisierens, was alles passiert ist oder noch auf uns zukommen wird.

Nun, ich entscheide mich für wu wei. Der taoistische Hintergrund spricht von einer Art spontanen, mühelosen und friedlichen In-Harmonie-mit-der-Welt-sein. Ich denke, es entspricht mehr meinem Naturell die Geschehnisse so lange in ständiger Bewegung zu durchleuchten, bis der positive Rest übrig bleibt, den ich dann Zug um Zug weiter aufbauen darf. Ich kann schlichtweg auch nicht mehr machen. Das Schimpfen der Regierung für ein Zuwenig an Unterstützung? Wozu? Was würde es ändern, habe ich mich doch entschieden, selbst und ständig für meinen Lebensunterhalt als Unternehmerin aufzukommen. Das war meine freie Entscheidung, wohl wissend welche Risiken es mit sich bringen würde. Ich habe mir schon während der Alleinerziehung meiner beiden Kinder früh genug überlegen müssen, was passieren könnte, würde ich plötzlich krank werden oder als Ernährerin und Strukturerhalterin ausfallen.
Es entstand schon in diesen Zeiten die Entdeckung der kreativen Vielfalt an Einkommensoptimierungen und die Überzeugung: Wir überleben das und erleben Leben mit all seinen Facetten. Es hat mich gestärkt und heute kann ich sagen, auch diese Krise werde ich überstehen.
Für mich gibt es daher auch nicht den Weg der Lethargie oder des Abwartens einer möglichen Lösung. Ich überspringe diesen Abschnitt einfach und überlege mir Alternativen.

Gefühle die mich als empathischen Menschen begleiten, nehme ich wahr und schenke ihnen sehr wohl Aufmerksamkeit, aber dann bitte ich sie wieder zu gehen. Es gibt ein Weitergehen und Wiederzukräftenkommen, Möglichkeiten, vielleicht reduzierter, aber um ein Vielfaches bewusster, genussvoll zu leben. Ich frage mich oft, ob manche Dinge wirklich notwendig sind und entscheide spontan ob ich sie mir leiste oder doch lieber den durch Verzicht gewonnenen Moment der Stille genießen möchte.

Welche vielseitige, unglaublich bereichernde Möglichkeiten eine Krise mit sich bringt, erfahre ich mit jedem Tag mehr, den ich sie bewusster im Detail wahrnehme. Ich möchte in Harmonie leben und dieses Vorhaben ist ein durchaus gangbarer Weg.

Was brauche ich wirklich?

Welche Menschen möchte ich bei mir haben?

Was raubt mir Energie (der Kontakt mit bestimmten Menschen, Gespräche oder Themen, Aktivitäten oder Erlebnisse)?

Was tue ich, wenn ich in meinem Leben Stress oder Druck verspüre?

Was kann ich tun, um meine Energiespeicher wieder aufzufüllen?

So viele sinnvolle Fragen, die wir an uns selbst stellen können und die uns zeigen werden, wie wenig wir doch tatsächlich zum schönen Leben brauchen und wie viel sich in für uns selbst wohltuendem Detail versteckt ist. Entwirren wir unsere Gefühle, schenken wir der intuitiven Wahrnehmung mehr Aufmerksamkeit und gehen wir Hand in Hand mit uns selbst einen guten lebensfrohen Weg.

Gabriella Erber